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Arhues, Meta 1823 in Bremen - 22.4.1865 in Bremen

In ihrem Buch "Blauer Dunst und rote Fahnen" berichtete Dagmar Burgdorf auch über die Situation der Tabakarbeiterinnen in Bremen. Die Zigarrenherstellung war zunächst vorwiegend Männerarbeit. Frauen arbeiteten als Wickelmacherinnen oder Abstreiferinnen, wobei sie eine solche Tätigkeit schon im Alter von 12, 13 oder 14 Jahren begannen. Sie wurden in der Regel von den Zigarrenmachern eingestellt, die ihrerseits bei den Fabrikanten in Lohn und Brot standen.
Dies schuf besondere Abhängigkeitsverhältnisse, unter denen besonders die Frauen zu leiden hatten. Sie erhielten weniger Lohn und die schlechtere Arbeit. Berufskrankheiten nahmen zu, wie der Arbeitsgeschichte der Zigarrenwicklerin Meta Arhues deutlich zu entnehmen ist. Sie wurde aktenkundig, weil sie wiederholt von ihren Dienstherren bei der Inspektionsstelle angezeigt und von dieser zu Geldstrafen verurteilt worden war. Aus den Protokollen der Inspektionsstelle wird deutlich, dass sie sich wiederholt gegen die unzumutbaren Arbeitsbedingungen und die Belästigungen durch männliche Vorgesetzte und Kollegen zur Wehr setzte. Das Ergebnis waren mehrere Entlassungen. .
Der Zigarrenarbeiter, für den sie Wickel herstellte, mutete ihr die "gröbsten Unanständigkeiten" zu. Als sie sich zur Wehr setzte, schlug er sie. 1842 verklagten die Zigarrenmacher Borchers und Bente sie wegen "Nichtantritts der Arbeit." Zur Sprache kamen in diesem Verfahren aber auch Belästigungen seitens ihres Arbeitgebers - von ihr "gröbste Unanständigkeiten" genannt, die darin bestanden, dass er ihr "die Röcke aufgehoben" und ihre Beschimpfungen mit Schlägen quittierte habe. In diesen Verfahren bekam nicht etwa sie Recht, sondern sie wurde zu Geldstrafen verurteilt. Die Protokolle der Inspektionsstelle berichten noch von weiteren Misshandlungen und vor allem vom Verlust des Arbeitsplatzes durch Krankheit. 1845 wurde sie fristlos entlassen, weil sie "keinen guten Ruf habe" und getrennt von ihrer Mutter in einem "verdächtigen Hause" lebe. 1850 klagte sie erneut wegen Misshandlung und Bedrohung mit einem Messer, 1860 wurde sie letztmalig wegen Fernbleibens von der Arbeit aktenkundig. Sie wechselte elf Mal innerhalb von 20 Jahren ihren Arbeitsplatz. .
Im Alter von 42 Jahren starb sie an Tuberkulose.

Literatur und Quellen: .
Burgdorf, Dagmar: Blauer Dunst und Rote Fahnen, Bremen 1984 .
Friese, Marianne: Auswertung der Protokolle Inspektion für das Cigarrenfabrikwesen vom 23.6.1842 bis 5.11.1862, StAB 2.Ss 5 w.35.b. .
Friese, Marianne, in: Cyrus, Hannelore u.a. (Hrsg.): Bremer Frauen, S.431 StAB 2.Ss.5.w.35.b.: Sterberegister .
Hier finden Sie einen Text über die Bremer Tabakindustrie

Autorin:Edith Laudowicz