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Anna Knuesli,geb.Töpfer
6.9.1848 Luckau - 4.2.1908 Straupitz (Spreewald)

Anna Töpfer verlor schon mir zehn Jahren Mutter und Vater. "Sie wuchs bei einem Großonkel auf. Nach dem Besuch der Höheren Töchterschule ließ sie sich bei einem Lehrerinnenseminar ausbilden, war fünf Jahre Erieherin in verschiedenen Familien und arbeitete wurde am 1. Oktoberseit 1873 an der Kippenberg Mädchenschule in Bremen eingestellt. 1884 meldet sie sich für den Missionsdienst bei der Norddeutschen Mission. Das bedeutete, dass sie auf alle fianziellen Ansprüche aufgrund ihrer Lehrertätigkeit verzichten musste, ebenso auf alle Ersparnisse. "Am 24.11.1884 reiste sie mit dem Schiff "Ella Woermann" aus und erreichte Keta in Togo am 7.Dezember. Sie war die erste ledige Lehrerin, die für die Missionsarbeit nach Togo ausgesandt worden war, wo die Norddeutsche Mission schon seit 10 Jahren aktiv war."1
Schon vor ihrer Ankunft in Afrika gab es seitens des dortigen Missionars Binetsch gegen die Entsendung einer ledigen Frau, die auch noch eine Höhere Töchterschule einrichten sollte, ein Ziel das er als unrealistisch ansah, denn zunächst müsse ein Boden von "primitivster Art" dafür geschaffen werden, und die Einrichtung eines Wohnheims nur für Mädchen lehnte er entschieden ab und auch in ihrem Status ledige Frau sah er ein Problem. Jedoch wurde sie in Keta freundlich vom Missionsehepaar Binetsch empfnegen, mit dem sie nun gemeinsam in einem Haus lebte."Ihr Zimmer war mit Palmenzweigen umkränzt. 'Durch das Fenster drang frische Morgenluft und vom Ufer grang das Rollen der brandenden See, das sich mit dem leisen Rauschen der Bäume verband. Dazwischen klang der Ruf eines Vogels."2 In der Küstenstation Keta arbeitete sie mit zwei ledigen Missionaren. Um eine Tätigkeit aufnehmen zu können, musste sie zunächst die Landessprache Ewe lernen. In der Mädchenschule hielt sie Bibelstunden ab und unterrichtete. Sie verlobt sich mit Johannes Knüsli, der ihr vorschlägt, ihre Beziehung bis zur Erlaubnis durch Misssionsgesellschaft geheim zu halten, "besonders den Kaufleuten (Vietor) gegenüber.3 Am 2. April 1887 heiratete sie den zehn Jahre jüngeren Missionar Heinrich Knüsli. Sie beschlossen sich gegenseitig eine Stütze zu sein und keine Kinder zu bekommen. Anna Knüsli kämpfte um die Jahrhundertwende für die Gleichberechtigung der (europäischen) Frauen in der Mission, da diese keinen eigenen Sitz und keine Stimme auf den Konferenzen hatten. Sie berichteten dem Missionsinspektor nur brieflich über ihre Arbeit, um dann auf Anweisungen aus Bremen zu erhalten.--Anna Knüsli schlug dem Inspektor vor. Das derjenige Bruder, welcher eine derartige Zusammensetzung (gemeinsam mit den Frauen) der Konferenz unter seiner Würde oder gegen sein Gefühl hält nicht mehr stimmberechtigt sein solle.
Nach der Eheschließung veränderte sich ihre Stellung innerhalb der Missionshierarchie, als ledige hatte sie kein Mitspracherecht, nun jedoch konnte sie sich bei der Norddeutschen Mission über die Verhältnisse vor Ort beschweren und sie forderte "freie Meinungsäußerung für die alle Missionsmitarbeiterinnen und deren Arbeitsbereiche".4
Am 28,5.1891 starb ihr Mann und sie reiste nach Deutschland in ihre Heimatstadt Luckau, sie bat nach einem Heimaturlaub darum, ihre Arbeit fortführen zu können. In Luckau vollendete sie das von ihrem Mann begonnene Ewe-Wörterbuch, indem sie den deutschen Teil hinzufügte. Dieser Teil des Wörterbuchs erschien 1892 unter ihrem Namen."4 1892 kehrte sie nach Togo zurück und gründete in Ho gemeinsam mit der dort anwesenden Diakonisse Auguste Rossmann eine Mädchenanstalt sowie eine Mädchenschule, die das Ziel verfolgte, "tüchtige Hausfrauen" auszubilden, desweiteren entstand neben der der Anstalt eine Mädchenschule für junge Mädchen aus der Umgebung, die bei ihren Familien wohnen blieben. Die-Mädchen lernten die Fertigkeiten einer europäischen Hausfrau: Kochen, Bügeln, Nähen und Zimmer ordnen aber auch Lesen. Schreiben, Rechnen, Biblische Geschichte und Gesang standen auf dem Lehrplan. Die Arbeit begann mit zwölf Kindern, die aus anderen Missionshaushalten kamen, also schon Vorerfahrungen im Kontakt mit der europäischen Kultur hatten. Mit ihren in der Schule angefertigten Produkten wurde die Schule finanziert.
Diese Aufgaben entbanden die beiden Frauen aber nicht von Verpflichtungen, die ihnen aufgrund ihres Geschlechts durch die Missionsordnung zugewiesen wurde: Neben der Unterrichtstätigkeit für Mädchen und junge Frauen mussten die beiden Frauen "die Sorge für Tisch und Wäsche der jungen Brüder"5 übernehmen.
In den folgenden Jahren entwickelte sich die Mädchenanstalt als Hauptarbeitsplatz für ledige Missionsmitarbeiterinnen, die oftmals Töchter aus Missionarsfamilien waren.
Es zeigte sich aber, dass eine an europäischen Werten orientierte Ausbildung nicht nur Vorteile für die Mädchen mit sich brachte, denn sie entfremdeten sich dadurch von den herrschenden Sitten hinsichtlich der Ehe. "Die afrikanischen Männer weigerten sich, eine europäisch gebildete Frau zu heiraten. Die jungen Frauen selbst waren durch ihre Ausbildung ‚anspruchsvoll und verschwenderisch' geworden und wollten ihre erworbene Eigenständigkeit nicht durch eine Ehe aufgeben. So weigerten sich zum Beispiel 1903 drei Mädchen nach ihrer Ausbildungszeit an der Mädchenschule in Ho, Männer zu heiraten, "mit denen sie von klein auf verlobt"6 waren. 1905 kehrte Anna Knüsli enttäuscht aus Afrika zurück - die Missionsleitung hatte einer Ehe zwischen der afrikanischen Lehrerin und einem Missionsmitarbeiter von der Missionsleitung nicht genehmigt wurde, da man keine Präzedenzfälle schaffen wollte.außerdem hatte sie Gesundheitsprobleme.1907 erleideet sie einen Schlaganfall, ein Jahr später erkrankt sie schwer an Malaria und stirbt.


 
Autorin:Edith Laudowicz auf Basis der genannten Artikel

Anmerkungen:
1.Sawitzki, S.109
2.Anna Knüsli,in: Theil Ilse, S.271-273
3.S.271
4.Sawitzki.S.112
5.ebda, S.110
6.ebda. S.113
Literatur und Quellen:
Zeitgemäß Das ist unsere Mission, 175 Jahre Norddeutsche Mission 1836 -2011, Bremen 2011 Sawitzki, Sonja: Zwei Lehrerinnen in Afrika -selbstbewußt und mutig: Anna Knüsli und Mercy Baeta, in: Zeitgemäß Das ist unsere Mission S. 109-113
Theil, Ilse: Reise in das Land des Todesschattens: Lebensläufe von Frauen der Missionare der Norddeutschen Mission in Togo/ Westafrika (von 1848 - 1899)- eine Analyse als Beiträg zur pädagogischen Erinnerungsarbeit, Beiträge zur Misionswissenschaft und Interkulturelle Theologie, Bd.23, Münster 2008