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Ursula Pixa-Kettner




Ursula, gen. Uschi Pixa-Kettner
4.11.1948 - Stuttgart - 12.12.2013 Bremen

Ursula war die Tochter des Architekten Wilhelm Kettner und seiner Frau Margarete, geb. Wildermuth. Sie hatte einen älteren Bruder Ulrich und eine jüngere Schwester Susanne. In Ruit a.d. Fildern besuchte sie die Grundschule und danach das Heidehof-Gymnasium in Stuttgart, wo sie 1967 das Abitur machte. Direkt danach begann sie in Gießen mit dem Studium der Psychologie und schloss dieses 1969 mit dem Vordiplom ab, ihr Diplom machte sie dann 1972 in Hamburg. Hier nahm sie auch ein Lehramtsstudium auf, das sie 1976 mit der ersten Staatsprüfung für das Lehramt an Volks- und Realschulen abschloss. 1973 heiratete sie Manfred Pixa, die Ehe wurde 1977 wieder geschieden.
1979 erhielt sie für ihre Doktorarbeit "Personenzentrierte Gruppen- und Einzelgespräche mit psychisch beeinträchtigten Hauptschülern aus 5./6. Klassen" den Doktortitel. Von 1979 bis 1982 arbeitete sie an der Universität Hamburg. Ab April 1982 war sie Professorin an der Universität Bremen zunächst im Lehrgebiet Behindertenpädagogik, dann in der Lehreinheit Inklusive Pädagogik an der Universität Bremen. .
Im Mittelpunkt ihres wissenschaftlichen Interesses standen die Schwierigkeiten und Chancen einer Elternschaft geistig behinderter Eltern. Sie legte 2005 die bislang einzige umfangreiche Studie über geistig behinderte Eltern und ihre Kinder vor, die auf der Grundlage einer umfangreichen Befragung entstanden war. Elternschaft von Menschen mit geistiger Behinderung war zu Beginn der 1990er Jahre ein Tabuthema,das großen Widerstand hervorrief und mit großer Emotionalität diskutiert wurde. "Es gibt gute und schlechte Eltern. Bei geistig Behinderten genauso wie in der übrigen Gesellschaft. Die Elternschaften verlaufen ganz unterschiedlich, Pauschalurteile sind nicht angebracht: Auch in der internationalen Fachliteratur gebe es keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass intellektuelle Fähigkeiten und elterliche Kompetenz direkt miteinander zusammenhängen, war ihr Fazit der Untersuchung."1 Um die Eltern, die sich starkem Widerstand ausgesetzt sahen, zu unterstützen, gründete sie ein Netzwerk. .
Von 2001 bis 2005 war sie Dekanin des Fachbereichs Erziehungs- und Bildungswissenschaften, zu dessen Profilierung sie wesentlich beitrug. Mit Schlagfertigkeit, Tatkräftigkeit und klarer Argumentation trat sie für ihre persönlichen Überzeugungen ein. "Sie gehörte zu den Pionierinnen der Frauenforschung an der Universität Bremen, indem sie sich u.a. mit der spezifischen Situation behinderter Frauen auseinander setzte und entsprechende Inhalte auch im Lehrveranstaltungskanon etablierte. Ebenso förderte sie Seminare und Veranstaltungen im Kontext feministischer Wissenschaft. Ihre klare, unmissverständliche und parteiliche Position, aber auch ihre ausgeprägte Fähigkeit zur Vermittlung zwischen widerstreitenden wissenschaftlichen Lagern sowie ihr konstruktiver Kommunikationsstil trugen ihr den Respekt aller Beteiligten ein.2
Anfang 2011 erkrankte sie schwer, konnte aber zunächst die Lehrtätigkeit noch bis Ende 2011 fortführen. Im September 2012 wurde sie in den vorzeitigen Ruhestand versezt. Sie starb 13 Monate später.
"In Erinnerung bleiben ihre wissenschaftliche Neugier, ihr anhaltendes und nicht müde werdendes Interesse an Einzelschicksalen und ihr Auflehnen gegen Ungerechtigkeit, ihr Humor, ihre Integrität, ihre Großzügigkeit und Hilfsbereitschaft - und nicht zuletzt ihre Liebe zur Natur, ihr wunderschöner Garten, ihre große Kochkunst und ihre herzliche Gastfreundschaft" schrieben ihre Kolleginnen und Kollegen des Fachbereichs 12 der Universität Bremen im Nachruf.
Publikationen (Auswahl): .

Literatur und Quellen:
Informationen von Susanne Kettner, der Schwester von Ursula Pixa-Kettner und von Frau Prof.Dr. Ursula Carle, Universität Bremen.
Elternschaften von Menschen mit geistiger Behinderung in Deutschland -Ergebnisse einer zweiten bundesweiten Fragebogenerhebung: Ursula Pixa-Kettner http://www.beb-ev.de/files/pdf/2008/sonstige/2008-01-11ZGB_407_03_FB3.pdf, Zugriff 20.7.2014.
Nachruf des Fachbereich 12 der Universität Bremen, www.fb12.uni-bremen.de/de/12/nachruf-auf-ursula-pixa-kettner.html, Zugriff 20.7.2014.
Anmerkungen:
1. http://www.awo-potsdam.de/files/data/pdf/Elternschaften%20von%20Menschen%20mit%20geistiger%20Behinderung.pdf, Zugriff 21.4.2014.
2. Nachruf des Fachbereichs 12 der Universität Bremen. Pixa-Kettner, Ursula: Geistigbehindert und Mutter? in: Sonderpädagogik 2, 1991, S.60-69.
Pixa-Kettner, Ursula / Bargfrede, Stefanie / Blanken, Ingrid (1995): Elternschaft von Menschen mit geistiger Behinderung. Ergebnisse einer quantitativen und qualitativen empirischen Untersuchung. Geistige Behinderung 3/1995, 186-200.
Pixa-Kettner, Ursula / Bargfrede, Stefanie / Blanken Ingrid: "Dann waren sie sauer auf mich, dass ich das Kind haben wollte..." Eine Untersuchung zur Lebenssituation geistigbehinderter Menschen in der BRD. Schriftenreihe des Bundesministeriums für Gesundheit, Bd. 75, Baden-Baden 1996.
Pixa-Kettner, Ursula: "Lernen können ja alle Leute". Menschen mit geistiger Behinderung als Eltern. In: Jantzen, W. (Hrsg.): Jeder Mensch kann lernen - Perspektiven einer kulturhistorischen (Behinderten-) Pädagogik, Berlin 2001, S.282-299.
Pixa-Kettner, Ursula / Bargfrede, Stefanie: Kinderwunsch von Menschen mit geistiger Behinderung. In: Pixa-Kettner, U. (Hrsg.): Tabu oder Normalität? Eltern mit geistiger Behinderung und ihre Kinder. Heidelberg, 2006, S.73-85.
Pixa-Kettner, Ursula (2009): Forschung zur Elternschaft bei Menschen mit geistiger Behinderung. In: Janz, Frauke / Terfloth, Karin (Hrsg.): Empirische Forschung im Kontext geistiger Behinderung, Heidelberg, S.241 - 260.
Hier kommen betroffene Eltern in Interviews selbst zu Wort: Pixa-Kettner, Usula/Rohmann, Kadidja, Forschungsbericht: Besondere Familien - Welche Unterstützung brauchen Eltern mit Lernschwierigkeiten und ihre Kinder? http://www.behinderte-eltern.de/pdf/Forschungsprojekt.pdf.
Forschungsbericht in leichter Sprache: http://www.behinderte-eltern.de/pdf/Bericht_Leichte_Sprache.pdf.


Autorin:Edith Laudowicz