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von Post, Katharina Elisabeth Susanne gen. Meta
5.2.1838 Bremen - 31.10.1913 Bremen


Isaac v. Post (1794-1857),Gutsbesitzer von Riensberg, und Metta Catharina Elisabeth Susanna von dem Busch (1797-1879), Tochter der Friederike Adolphine Gildemeister, heirateten im Jahre 1824. Das Paar hatte außer der jüngsten Tochter Margarethe, die am 5.2.1838 auf Gut Riensberg geboren wurde, noch 5 Söhne, von denen nur einer heiratete aber kinderlos blieb.

Unbegreiflicherweise war es Margarethe v. Post selbst, die fast alle Spuren der Familiengeschichte durch Verbrennen vernichtete. Damit waren aber auch die meisten ihrer eigenen biographischen Daten verloren, so dass weder Angaben über Schul- und Ausbildung, noch über die Begabungen und gesellschaftlichen Kontakte dieser "milden", aber auch anscheinend resoluten Frau überliefert sind: "Der Begründer unseres Museums, Dr.Johannes Focke, war freilich auf die ehrwürdige Dame nicht mehr gut zu sprechen, nachdem sie eines Tages bei einem 'Hausputz'von bremischer Gründlichkeit, auf den in historischer Hinsicht unseligen Gedanken verfallen war, die weitläufigen Dachböden ihres idyllischen Landsitzes zu entrümpeln, wobei eine Riesenmenge von alten Urkunden, Hausbriefen, Handfesten, Akten, Dokumenten, Familienpapieren, Hochzeitsgedichten, Gedenkblättern, Briefen, Büchern, Bildern und Hausgeräten, die alle zusammen einen unschätzbaren Geschichtswert besaßen, im Hof dem Feuertod ausgeliefert wurde. Dieser törichten Handlung einer sonst so rührend guten Seele ist es zuzuschreiben, dass wir von der Vergangenheit des alten Gutes Riensberg nur einige magere, skelettartige Nachrichten besitzen.1

Margarethe v. Post blieb unverheiratet und lebte mit ihren Eltern, einer Schwester des Vaters, Tante Meta, und ab 1869 auch mit ihrem Bruder Heinrich Otto, vorher Kaufmann in London und jetzt Privatier, auf dem Gut an der Schwachhauser Heerstraße zusammen. Bereits 1846 hatte die Familie eine zusätzliche Stadtwohnung in Bremen im Richtweg 8 erworben, in die sie sich an kalten Wintertagen zurückziehen konnte. Im Jahr 1871, noch zu Lebzeiten der Mutter, der Vater war schon 1857 gestorben, trennte sich die Familie durch Verkauf an den Senat von fast der Hälfte ihres 385 Morgen umfassenden Besitzes.2 Als 1890 die Mutter und zwei Jahre später auch Margarethes letzter Bruder Heinrich Otto starb, blieb Margarethe v. Post 54 jährig als alleinstehende Erbin eines immer noch recht ansehnlichen Vermögens zurück.

Diese als gottesfürchtig, weise und mild beschriebene Frau, der "alle Tugenden lieb"3 waren, ließ auch weiterhin den Landsitz - allein der Park Riensberg hatte eine Größe von 7 Morgen (1,75 ha) - von einem Hofmeister und einer größeren Anzahl von Bediensteten bewirtschaften. Die Erträge des Gutes waren so reichlich, dass Margarethe v. Post und ihre Hausangestellten gut davon leben konnten. Ob Produkte dar- über hinaus gewinnträchtig verkauft wurden, lässt sich nicht mehr feststellen. Der übrige Besitz an Ländereien war verpachtet. Trotz ihres Reichtums lebte Margarethe v. Post allem Anschein nach in schlichter Bescheidenheit. Der letzte Hofmeier Christian Stührmann berichtete, dass sie lediglich einen durch eine Zwischenwand in zwei Zimmer aufgeteilten Eckraum im Erdgeschoss ihres Gutshauses bewohnte und im Obergeschoss schlief. Der große Saal, das 70 qm große Südzimmer des Erdgeschosses - heute Teil des Museums - diente dagegen während des Winters, aber auch an regenreichen Sommertagen zur Aufbewahrung des Gartenmobiliars.4

Schon sehr bald nach dem Tod ihrer Angehörigen zog sie es vor, das Gutshaus, das weder unterkellert noch in allen Räumen beheizbar war, nur noch von Mai bis Oktober, seiner ursprünglichen Konzeption als Sommersitz entsprechend, zu nutzen. Den Winter verbrachte sie in der Stadtwohnung, wo auch viele der wertvollen alten Möbel untergebracht wurden. Wie in großbürgerlichen bremischen Kreisen der Jahrhundertwende allgemein üblich, legte Margarethe v. Post "den Weg von der Stadtwohnung zum Sommersitz vierspännig mit einem Kutscher in Livree " zurück.5 Als Margarethe v. Post am 31.10.1913 starb, hinterließ sie ein äußerst detailliertes Testament - das einzige von ihr erhaltene Dokument - dessen erste Fassung vom 27. Juli 1897 datiert ist. In den folgenden Jahren bis zu ihrem Tod 1913 verfasste sie sechs Nachträge. Dieses Testament gibt nicht nur einen Einblick in den großen Kreis ihrer Bediensteten, Freunde und Verwandten, ohne allerdings das Verwandtschaftsverhältnis der vielen Familien v. Post zueinander klar zu definieren. Es zeugt ebenso von einer willensstarken, selbstbewussten und intelligenten Persönlichkeit, die die Verfasserin gewesen sein muss. Margarethe v. Post ist bei der Aufteilung ihres erheblichen Vermögens überaus umsichtig vorgegangen. Die wiederholten Nachträge, die jedesmal erneut notariell bestätigt wurden, lassen vermuten, dass ihr daran lag, recht viele der von ihr geliebten Menschen zu bedenken. Als Universalerbin hatte Margarethe v. Post ihre Freundin Helene Pollin, geb. Merkel aus Hannover, eingesetzt. Ihr vererbte sie außer einer Barschaft das Haus am Richtweg 8 einschließlich allen Inventars. Darüber hinaus bestimmte sie, dass nur ihre Universalerbin "meine Papiere, Bücher und dergleichen nach ihrem Ermessen zu vernichten oder zu verschenken hat und daß jede Einmischung meiner Verwandten von mir untersagt wird"6

Es ist zu vermuten, daß durch dieses Vermächtnis weiteres kostbares Quellenmaterial über Margarethe v. Post verloren ging. Auch erhielten ihre Bediensteten, der Hofmeier Christian Stührmann, mehrere Landarbeiter und die Dienstmädchen neben nützlichen Gebrauchsgegenständen aus ihrem Hausstand eine für die damalige Zeit recht ansehnliche Geldsumme, womit vor allem die Landarbeiter die Hypotheken für ihre Hofstellen ablösen konnten. Über das soziale Engagement der Margarethe v. Post geben nur die Bekanntmachungen in der Bremer Zeitung vom Februar 1914 Auskunft. Aus ihnen geht hervor, dass bis zu diesem Zeitpunkt allein 21 Legate in einem Gesamtwert von 48.000,00 Goldmark an verschiedene wohltätige Institutionen ausgezahlt worden waren, der übrige Nachlass, der Erlös aus verkauftem Ackerland und das Gut Riensberg mit dem angrenzen den Park, sollte in eine Stiftung übergehen.7 "Mein ganzer übriger Nachlass, insoweit ich im vorstehenden nicht darüber verfügt habe oder später noch darüber verfügen werde, soll zur Dotation einer Stiftung verwendet werden.

Diese Stiftung soll sein: Ein Heim für mittellose oder wenig bemittelte gebildete Damen aus besseren Ständen, welche in Bremen geboren, oder längere Zeit, mindestens fünf Jahre in Bremen gelebt haben. Dieselben sollen im Hause außer einem Wohn- und Schlafzimmer, welches sie selbst zu möblieren haben, einen gemeinschaftlichen Mittagstisch, etwas Bedienung und Feuerung haben und dafür, falls sie dazu im Stande sind, eine bescheidene Pension bezahlen. Die Aufnahme kann für Lebenszeit oder für kürzere Zeit erfolgen. Ich wünsche, dass durch die Aufnahme wirklich Bedürftiger eine Wohltat erwiesen wird. Die Stiftung soll aber nicht dazu dienen, solchen Frauen oder Mädchen ihre Lage zu verbessern, welche auch ohne fremde Hilfe ihr Auskommen haben."8 Auch die Verwaltungsstrukturen der zukünftigen Stiftung wurden von Margarethe v. Post genau vorgegeben, um einem möglichen Missbrauch der Mittel vorzubeugen. "Die Verwaltung der Stiftung soll in Bremen durch drei bremische Staatsangehörige geführt werden, von denen der eine Jurist und ein anderer Kaufmann sein soll. Von den ersten Verwaltern wird der eine durch meine Erbin ernannt, mein Testamentsvollstrecker soll der andere sein und eine Ernennung des dritten Verwalters bitte ich den Senat der freien Hansestadt Bremen vorzunehmen."9
Durch die Inflation von 1923 war - ebenso wie die Vermögen anderer bremischer Frauen - auch das Vermögen der v. Post'schen Stiftung erheblich zusammengeschmolzen. Deshalb mussten sich, um das Vorhaben einer Heimgründung überhaupt noch realisieren zu können, weitere Bremer Stifterinnen, der Senat und die Bremer Sparkasse an dem Bau des "Landhauses Hörn" auf dem Gelände des ehemaligen Gutes Riensberg an der Schwachhauser Heerstraße beteiligen. Dieses Wohnheim für alleinstehende "bedürftige, gebildete Bremerinnen", wurde 1930 eröffnet, nach dem Zweiten Weltkrieg vor übergehend von den Amerikanern genutzt und in den 50er Jahren der "Bremer Heimstiftung" übergeben, unter deren Verwaltung es sich noch heute befindet. In das ehemalige Gutshaus Riensberg zog während des Dritten Reiches 1936 vorübergehend das Büro des SS-Abschnitts XIV ein.10 Die Nazis wendeten erhebliche Mittel für die Erhaltung des Gebäudes auf, das sonst wahrscheinlich verfallen wäre. Allerdings wurden die Wirtschaftsräume und die Küche beseitigt.

Seit 1947 nutzte das Focke-Museum das Herrenhaus Riensberg zunächst als Magazin, nachdem seine Räume im Stephanieviertel durch Bombenangriffe zerstört worden waren. Nach erneuten Umbauarbeiten zog das Focke-Museum 1953 endgültig in Riensberg ein. Für die Pflege des Familiengrabes auf dem Riensberger Friedhof, in dem auch Margarethe v.Post beigesetzt ist, zeichnet noch heute die Stiftung verantwortlich. Dies wurde testamentarisch von der Erblasserin verfügt.

Auf dem wuchtigen, einem Sarkophag ähnelnden Grabmal sind nur die drei Worte "Familie von Post" eingemeißelt.

1. Grohne, Ernst: Das alte Gut Riensberg - die Heimstätte des Focke-Museums in Bremen, Bremen o.J.,S.7
2. Vgl. Lampe, Hanna: Die Dörfer Hastedt und Schwachhausen, in: Monographien der Wittheit zu Bremen, Band 14, Bremen 1981, S. 323
3. Grohne, Ernst, a.a.O., S. 10
4. Ebda. S. 22
5. Staatsarchiv Bremen, Maus, Mappe Margarethe v. Post, Biographie, S.4
6. Focke-MuseumInv.-Nr. 60.51/6, Testament, Art.l
7. Vgl. Staatsarchiv Bremen, Maus, Mappe: Von ihr bedachte Vereine: (u.a.) (Abschrift aus den Bremer Nachrichten): Bürgerparkverein Evangelische Diakonissenanstalt Verein für weltliche Krankenpflege, Verein für Blinde, Männer Krankenverein, Mädchen Waisenhaus Verein zur Bekämpfung der Tuberkulose, stadtbremische Armenpflege Margarethe v. Post, Fotokopie S. 69 (o.Titel)
8. v. Post, Margarethe, Testament, Artikel 5
9. Ebda. 10. Vgl. Tafel des Focke Museums am ehemaligen Gutshaus
Bildquelle: Fotografie 1861 - Focke Museum


Autorin: Ute Domdey entnommen "Riensberger Gräber erzählen" aus dem Leben Bremer Frauen,Bremen 1997 S. 14-23, gekürzt