Biografien| Aktuelles


Anna Christina Elisabeth Reindahl, genannt Elise, geb. Rullmann
26.3.1779 Bremen - 3.9.18251 Bremen


Die Eltern Elises waren der Domkirchendiener Ludwig Johann Rullmann und Anna Christina Elisabeth, geb. Lüder (1779 - 1825). Der als junger Mann zwangsrequirierte Soldat der Hannoverschen Truppen kam zufällig nach Bremen, wo er die Tochter Elise des Kirchendieners kennen und lieben lernte. Nach Beendigung des Siebenjährigen Krieges kam er nach Bremen zurück und heiratete sie. Er übernahm die Arbeitsstelle des Schwiegervaters.3 Das Ehepaar hatte einen Sohn, Ludwig (1765 -1822), der ein bekannter Maler wurde, einen zweien Sohn, der Theologie studierte und die Tochter Elise. Über ihre Schulbildung heißt es, dass sie "blos den Unterricht in niedern Schulen, wie er damaliger Zeit spärlich ertheilt wurde, also nur im nothdürftigen Lesen, Schreiben und Rechnen bestehend erhielt. 4 Aber durch ausgewählte Lektüre wusste sie ihren Geist so auszubilden, dass sie ihr angeborenes Talent zur Dichtkunst trefflich benutzen konnte." Auch zu Hause konnte sie ihre Interessen weiter entwickeln, denn wenn ihr Vater "oft in der Abenddämmerung am Fenster stehend, noch seine Gefühle und Gedanken niederschrieb, geizte sie nach den Federstrichen und schlich sich dann wohl heimlich hinaus, um es noch an der offnen Hausthür zu lesen."5
Am 9.3.1800 heiratete sie den aus Aurich stammenden Johan Jacob Ferdinand Reindahl (1774-1928), von Beruf Maler. Das Ehepaar bekam zwei Töchter: Antoinette Louise, geboren am 25.7.1800, die aber noch im gleichen Jahr starb, und Anna Charlotte Elisabeth, geboren am 22.6.1802. Im Hause lebte auch die Mutter Elises, die von der Tochter gepflegt wurde.

1819 erschien ein Gedichtband von ihr mit dem Titel "Blüthen des Gefühls gesprossen in meinen Erholungsstunden". Darin sind im ersten Teil Gedichte mit starkem patriotischem Inhalt und im zweiten Teil das Trauerspiel in drei Aufzügen "Eleonore Prochaska - Opfer der Vaterlandsliebe" enthalten. Marie Christiane Eleonore Prochaska hatte wie die Bremerin Anna Lühring als Mann im Freikorps gegen die Truppen Napoleons gekämpft und war gefallen. Während Eleonore Prochaska öffentlich zur "Heldenjungfrau" stilisiert worden war, "vermied Elise Reindahl in ihrem Drama die üblichen Klischeebilder und bewies damit die Eigenständigkeit ihres Denkens."6 Im Bremischen Almanach von 19217 und von 1822 erschienen zahlreiche ihrer Gedichte. 1824 kam als zweiter Gedichtband "Wahrheit und Phantasie" heraus. Außerdem wurden in den Beyträgen zur Erfurter Erholung, in der Frauenzeitung und der Zeitschrift Hammonia Erzählungen und Gedichte von ihr veröffentlicht.8


Literatur und Quellen:
Bucer, Philipp (Hrsg.): Bremischer Almanach für das Jahr 1821
Cyrus, Hannelore u.a. (Hrsg.): Bremer Frauen, Bremen 1991, S.52
dies.:Denn Ich will aus mir machen das Feinste, S. 90-101
(in dieser Biografie ist die Angabe über den Vater falsch - er war Kirchdiener, der Sohn Kupferstecher)
Hamberger, Georg Christoph/Meusel, Johann Georg: Das gelehrte Teutschland, Bd.19, 1823
Schindel, Carl Wilhelm Otto August von: Die deutschen Schriftstellerinnen, München 1825
Schmidt/Voigt: Neuer Nekrolog der Deutschen, 1834: Reindahl, Johanna, S.1589
Anmerkungen:
1.Über ihr Geburtsdatum gibt es unterschiedliche Angaben: in der Datensammlung des Bremer Doms ist das Geburtsjahr 1779 angegeben, 28.3.1776 im Nekrolog,1780 im Porträt H.Cyrus in Bremer frauen von A-Z
2.ebda.
3.Schmidt/Voigt, S.1589
4.von Schindel Carl Wilhelm Otto August, S.156
5.ebda
6.Cyrus, Hannelore u.a., S.52
7.Bucer, Philipp (Hrsg.): Bremischer Almanach
8.Hamberger,Georg Christoph/ Meusel, Johann Georg: Das gelehrte Teutschland oder Lexikon der jetzt lebenden teutschen Schriftsteller, Bd.19, 1823.
Publikationen
Blüthen des Gefühls, Bremen 1819
Wahrheit und Phantasie, Bremen 1824
Gedichte im Bremischen Almanach von 1821 u.1822
Eleonore Prochaska - Opfer der Vaterlandsliebe"
Autorin: Edith Laudowicz