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Juliane Henriette, gen.Henny Sattler

11.8.1829 Bremen - 9.2.1913 Bremen

 

Henny Sattler wurde als Tochter des Kaufmanns Siegmund Paul Ferdinand (*20.101788) Sattler, der Teilhaber eines Commissions- und Speditionsgeschäftes war(1788-1863) und seiner Ehefrau Amalia Charlotte Dorothea, geb. Beste(* 27.08.1801) geboren. Sie hatte sieben Geschwister: Elisabeth Helene Charlotte, *1822 Johann Christoph Heinrich (*1826 + 1827) Wilhelm Ferdinand, *1827, Gottlieb Heinrich*,1831 Siegmund Paul Ferdinand,*1833, Johann Carl Ludwig*1837, Amalie Charlotte Dorothee *1839.
Da sie gern Sprachlehrerin werden wollte, unternahm sie lange Frankreichreisen, um ihre Sprachkenntnisse zu vertiefen.1
Durch ihre Freundinnen Ottilie Hoffmann und Marie Mindermann kam sie in Kontakt mit der Frauenbewegung. Als in Bremen nach dem Berliner Vorbild 1867 der Verein zur Erweiterung des weiblichen Arbeitsgebiets gegründet werden sollte, gehörte sie neben Marie Mindermann, Ottilie Hoffmann u.a. zu den Initiatorinnen und gehörte dem ersten Vorstand an, musste jedoch aus familiären Gründen wieder aus dem Vorstand ausscheiden. Ein Jahr nach der Gründung bot der Verein eine Nachweisanstalt für weibliche Arbeit an, die jedoch nicht den erwarteten Erfolg hatte. Sie wurde in private Hände übergeben, was auf der "Conferenz der Frauen-Erwerbsvereine" 1869 kritisiert wurde. Henny Satler verstand die Kritik, machte aber auf die örtlichen Besonderheiten aufmerksam, "denn bei uns hat sich herausgestellt, daß dem Angebot und der Nachfrage nicht immer genügt werden kann."2 Sie beteiligte sich mit Marie Minderman, Sophie Mohr und Elisabeth Schlodtmann31870 an der Gründung des kleinen Frauenvereins, der ab 1870 im Verein die Sonntags-Abend-Unterhaltung für Frauen - besonders für Alleinstehende - und Mädchen anbot, "sie sollten denen, für die sie bestimmt waren, die Möglichkeit eröffnen, den Sonntag Nachmittag und Abend in zuträglicher, anregender Unterhaltung zu verbringen, als manche Kaffeehäuser, Tanzdiele und selbst mancher Familienkreis sie darbieten. In der Hülle der Unterhaltung sollte dann zugleich bildend auf sie eingewirkt werden, theils durch Vorträge, theils durch Lektüre."4 Als der Erwerbsverein eine Näh- und eine Fortbildungsschule einrichtete, wurde sie deren Leiterin und kümmerte sich insbesondere um die Ausbildung von Kinderpflegerinnen. 1893 bot der Erwerbsverein gemeinsam mit dem Vaterländischen Frauenverein Samariter-Kurse an - dies war aus der Erfahrung der Nordwestdeutschen Gewerbe- und Industrie Ausstellung 1890/91 notwendig geworden. Zahlreiche Unfälle, bei denen ehrenamtlich engagiere Frauen die Versorgung übernahmen, weckten bei diesen den Wunsch, qualifiziert für eine solche Tätigkeit ausgebildet zu werden.
Henny Sattler wurde auf der Berliner Frauenkonferenz von 1869 für die Idee gewonnen, in Bremen eine Ausbildungsmöglichkeit für weltliche Schwestern zu schaffen. Als 1876 gemeinsam der FEAV und der Vaterländischen Frauenverein die Ausbildung beschlossen wurde, und fand sich niemand, die erste Schwester im neuen Vereins Krankenhaus vom Roten Kreuz werden Draufhin ließ sie sich ausbilden und legte eine Schwesternprüfung ab und wurde die erste weltlich ausgebildete Schwester Bremens. Als 1889 in Bremen ein Wöchnerinnenasyl gegründet wurde, war es wiederum sie, die sich nicht scheute, nun auch noch - im Alter von 60 Jahren - eine Hebammenausbildung zu machen. Anschließend übernahm sie die Leitung dieser Einrichtung.5 1889 stellte sie sich wieder für eine neue Aufgabe zur Verfügung, als ein Wöchnerinnenasyl gegründet werden sollte und das Projekt daran zu scheitern drohte, dass sich keine Frau aus bürgerlichen Kreisen als Hebamme zur Verfügung stellte, erwarb sie - immerhin schon 60jährig - die Qualifikation als Hebamme, ermöglichte so die Gründung und war jahrelang Leiterin des Asyls. Als 1897 in Bremen eine Auskunftsstelle für Wohltätigkeit geschaffen wurde deren Leiterin. Als in den 80er Jahren der Wöchnerinnen-Verein, ein Hilfsverein für ledige Mütter, gegründet wurde, war sie dessen Leiterin.
1904 lebte sie in der Schwachauser Chausee 64. Als sie 1913 starb, hielt Pastor Steudel Verfechter freireligiöser Ideen, die Trauerede. "Sie suchte alle besonders noch im weiblichen Geschlecht brachliegenden Kräfte zusammenzuschließen und hatte so früh schon den Gedanken erfasst, der nun die Ethik unseres Zeitalters beherrscht...Als eine Führerin in der Frauenbewegung und der sozialen Vereinstätigkeit hat sie bahnbrechend gewirkt."5

Anmerkungen:
1.BN 17.4.195
2.Meyer-Renschhausen, Elisabeth, S.95
3.Uhlenhaut, Hilda, Geschichte des Frauen- Erwerbs- und Ausbildungsvereins Bremen von 1867,S.42
4.Bericht von August Lammers im Frauen-Anwalt, 1. Jahrgang 1870/71 S. 242 ff.
5.Bremer Nachrichten 9.2.1913 (Nachruf)
Literatur und Quellen:
1.Aus den Jugenderinnerungen von Henny Sattler, in: Bremer Nachrichten 17.4. u. 21.4.1956
Bremer Nachrichten 9.2.1913
Meyer Renschhausen, Elisabeth: Weibliche Kultur und soziale Arbeit, Köln 1989
Autorin: Edith Laudowicz