Biografien| Aktuelles

 


Deutsches Olympisches Frauenteam 1928 Amsterdam: Rosa Kellner, Leni Schmidt,Anno Holdmann, Leni Junker

Helene Hermine Schmidt
28.12.1906 Bremen - 11.11.1985 Bremen

Leni war schon früh sportbegeistert, trat in den Bremische Turnvereinigung von 1877 ein und spielte zunächst Schlagball und Handball. Sie interessierte sich mehr und mehr für Leichtathletik.
Am 1.6.1924 beteiligte sie sich auf dem Kasernenhof in der Bremer Neustadt im Rahmen der stadtbremischen Meisterschaften am 100m-Lauf und lief die Distanz in 12,6 Sekunden. Das war deutscher Rekord und auch neuer Weltrekord, den sie 1925 noch einmal auf 12,4 verbesseerte. der allerdings nicht als solcher anerkannt wurde. Ihr Turnverein gehörte der Deutschen Turnerschaft an (DT), die Anerkennung musste aber die Deutsche Sportbehörde (DSB) aussprechen. "Bei allen DT-Starts war die sprintstarke Bremerin ohne jede Konkurrenz. "In Hannover gewann sie unangefochten die DT-Meisterschaft, doch auf eine Berufung in die deutsche Olympia-Mannschaft 1924 in Paris brauchte sie nicht zu hoffen, denn Deutschland blieb ausgeschlossen - eine Spätfolge des ersten Weltkriegs. Außerdem waren Frauen in den leichtathletischen Disziplinen noch nicht zugelassen."1 Sie wechselte 1925 dann aber zum MTV 1875, den sie bald darauf wieder verließ und zum im ABTS, dem heutigen ATSV 1860 ging.

Bevor sich die Herren dazu durchringen konnten, auch Frauen für die Olympischen Spiele zuzulassen, gab es zunächst für einzelne Sportarten Möglichkeiten daran teilzunehmen: 1900 durften Frauen bei Golf und Tennis antreten, 1904 beim Bogenschießen, 1908 zusätzlich beim Tennis, Bogenschießen und Eislauf, 1912 kam Schwimmen dazu. Ab 1921 gab es die Frauen-Weltspiele am 20.8.1922 in Paris als Frauen-Olympiade durchgeführt, veranstaltet von der Internationalen Frauen-Sport-Föderation FSFI, die sich am 31.10.1921 gründete. Vom 27.-29.8.1926 fanden sie in Göteborg statt, mussten sich aber aufgrund des Protestes des IOC und der IAAF in Frauen-Weltspiele umbenennen, wo sie vom 6.-8.9.1930 in Prag durchgeführt wurden, zum letzten Mal fanden sie vom 7.-11.8.1934 in London statt. 1928 wurde Leni Schmidt - die inzwischen geheiratet hatte - für die Olympiade nominiert, die im Olympischen Stadion Amsterdams stattfand, bei der zum ersten Mal das olympische Feuer entzündet wurde und Tauben aufstiegen. Erstmals fanden auch Frauen-Wettbewerbe in der Leichtathletik (100 m, 800 m, 4 × 100-m-Staffel, Hochsprung, Diskuswurf) statt. 101 Sportlerinnen aus 18 Nationen nahmen daran teil, die größten Mannschaften stellten die USA mit 17 und Deutschland mit 16 Sportlerinnen. In der Folge der ersten nationalen Frauenleichtathletik-Meisterschaften 1920 hatte sich die deutsche Frauenleichtathletik zu einer der leistungsstärksten der Welt entwickelt.
1929 wurde sie bei den Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften Dritte im 200-Meter-Lauf. Ihre sportliche Karriere fand 1930 ein jähes Ende: ein Weitspringer verirrte sich auf die Aschenbahn, traf sie und sie zog sich einen komplizierten Knöchelbruch zu, der dazu führte, dass sich in ihrer Disziplin nicht mehr sportlich betätigen konnte.
Sie wurde Ehrenmitglied der Gemeinschaft der Olympiateilnehmer, deren deutsche Sektion sich 1971 gründete.


Literatur und Quellen:
Fenner, Antje: Das erste deutsche Fräuleinwunder, Königsstein/Taunus 2001
Leni Schmidt, Wikipedia, Zugriff 18.5.2015
Weser-Kurier 24.-27.12.81, 18.11.85
Autorin: Edith Laudowicz