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Johanne Wilhelmine Smidt, geb. Rohde


08.07.1777 Bremen - 29.12.1848 Frankfurt am Main


Johanne Wilhelmine wurde als Tochter des Bremer Apothekers Johann Conrad Rohde (1745-1804), Besitzer der Sonnenapotheke in der Sögestraße und seiner Frau Metta Gertrud, geb. Bredou(1744-1786)1geboren.
Der Beginn ihrer Liebesbeziehung zu Johann Smidt war keineswegs unkompliziert, denn sie war nicht sogleich in ihn verliebt und das spürte er. "Ich weiß wohl sprach ich oft zu mir, dass sich in der Ehe manches gibt, ich werde gewiß nicht unglücklich mit ihr seyn - aber habe ich denn darum mein Herz mein ganzes Leben hindurch vor jedem sich regenden Gefühl der Liebe verschlossen indem ich mich nur einmal in meinem Leben und dann mit der ganzen Fülle meines Wesens einem weiblichen Herzen hinzugeben gedachte, damit es auf alltäglichste Art empfangen und behalten werde? Soll ich das Glück meines Lebens denn nur im Treibhaus blühen sehen.?"2 Seine Werbungen blieben nicht ohne Erfolg und sie verlobten sich zunächst heimlich. Das Paar vereinbarte, sich jederzeit wieder trennen zu können. Doch Johanne wurde von einem anderen Mann umworben und musste ihren Eltern die heimliche Verlobung gestehen. Ihr Verlobter hielt sich zu diesem Zeitpunkt in der Schweiz und Norditalien auf. In Zürich ließ er sich zum reformierten Prediger ordinieren und "danach wurde er zum Professor am Gymnasium Illustre berufen."3 Am 1.1.1798 heirateten sie.
Im selben Jahr wurde ihre erste Tochter Johanne Sophie Wilhelmine geboren, zwei Jahre später ihr Sohn Johann Conrad Hermann, der nur ein Jahr alt wurde, 1802 eine weitere Tochter, Julie Charlotte Wilhemine, die ebenfalls nach einem Jahr starb. Im Abstand von zwei Jahren gebar sie fünf Söhne: Johann Hermann (1804 - 1879), Johann Heinrich Wilhelm (1806 - 1878), Johann Gerhard Wilhelm (1808 -1811), Johann (John) Friedrich "Gustav" ( 1809 -1887). Im Alter von 38 Jahren schenkte sie erneut einer Tochter Julie Johanne Charlotte Wilhelmine "Mine" (1815-1913)das Leben. Ihr letztes Kind - wieder ein Sohn, Johann Wilhelm Conrad Georg - kam 1817 zur Welt. Für einen Zeitraum von fast dreißig Jahren war sie mit nur wenigen Monaten Unterbrechung schwanger und sie hatte den Tod von vier Kindern in sehr jungen Jahren zu verkraften.

Johann Smidt 1818

Die starke Liebe ihres Mannes für sie blieb zeitlebens. 1814 schrieb er aus Feiburg an sie: "Ich suchte des Nachts in meinem Bette, die meine Seele liebet und fand sie nicht. So heißts im Hohenliede Salomonis, meine süße, liebste, einzige Frau! so ging es auch mir. Mit dem Gedanken an deinen heutigen Geburtstag schließ ich gestern ein, wachte diesen Morgen wieder auf. Nun, der Himmel erhalte dich mir uns unsern süßen Kindern, du Lich tmeines Lebens, du Sonne meiner Tage! Es is tnich tmöglich mit Feder und Dinte und Papier auszudrücken, wie lieb ich dich habe, und ich mags ihm auch nicht anvertrauen, aber du weißts ja, du mimmlische einzige Mine."4
Ihr Mann machte eine steile politische Karriere: Er wurde 1800 Bremischer Senator auf Lebenszeit, verlor aber 1811 aufgrund der Einführung der französischen Verfassung dieses Amt. Im September 1811 ließ er sich zum kaiserlichen Notar ernennen und übte dieses Amt zwei Jahre aus. Er wurde außenpolitischer Experte des Senats, war Bremens Vertreter beim Wiener Kongress. Hierhin reiste er mit seiner Frau und drei Söhnen. In Wien brachte Wilhelmine ihre Tochter Mine zur Welt. 1915 wurde er zur Bundesversammlung nach Frankfurt a.M. entsandt. Dorthin zog nun die Familie, weil er nicht ohne sie leben wollte. Am 26.4.1821 wurde er zum Bürgermeister der Stadt Bremen gewählt , was zur Folge hatte, dass er sich jede zweite Hälfte des Jahres in Bremen aufhalten musste. Die Familie zog nach Bremen zurück. Wilhelmine Smidt entsprach ganz dem bürgerlichen Frauenideal und Smidt dankte es ihr. Seine vielen Briefe an sie dokumentieren es: "....Ich fühle es immer mehr, süße Mine, ich werde nicht damit auskönnen, nur zweymal wöchentlich Nachricht von dir und den Kindern erhalten; du musst mir wenigstens drymal in der Woche schreiben."5
Ihre Enkelin Berhardine Schulze-Smidt beschrieb später das Verhältnis ihrer Großmutter zu ihrem Ehemann: "Andächtig hingebend blickte sie zu ihrem Manne empor, den sie vorahnend als einen Auserwählten erkannte. Sie glättete allzeit die Unebenheiten seines lebenssprühenden Charakters; sie las mit stiller Klugheit in seinen Augen unter den buschigen Brauen und lernte.- Lernte reden und Schweigen, wie es ‚Smidt' frommte, und diente seinem Leben und ihm, als ihrem Erhalter und Schützer,in weiblicher Demut, ihn bis in seinen geheimsten Wesensgrund verstehend. Sie war weich ohne Weichlichkeit, geduldig ohne Trägheit, mädchenhaft bis zuletzt, trotz der zehn Kinder, die sie in neunzehn Jahren ihrem Gatten schenkte. Sechs derselben habe sie lange überlebt. Mit ihrer Mädchenhaftigkeit verschwisterte sich die anmutigste Frauenklarheit, die des Gefährten Ehren und Würden voll gerechten Stolzes mit ihm trug."6
Nach ihrem Tod schrieb er: "Ich kann mit Wahrheit bezeugen, dass sie mir in unserer 51-jährigen Ehe nicht eine trübe Stunde durch ihre Schuld gemacht hat..."7 Im Alter wurde sie von ihrer Tochter Wilhelmine, die ledig blieb, bis zu ihrem Tod gepflegt, und sie führte auch den Haushalt ihres Vaters bis zu seinem Tod.
Das Leben von Johanne Wilhelmine steht beispielhaft für viele Bremer Frauen des Bürgertums, deren Männer wichtige Funktionen innehatten. Sie mussten sich seinen beruflichen Erfordernissen anpassen, brachten fast jährlich ein Kind zur Welt, mussten den Verlust mehrerer Kinder im frühen Alter ertragen und in vielen Fällen teilten ihre Töchter das gleiche Schicksal. In der Geschichtsschreibung über ihre Ehegatten tauchen sie gar nicht oder selten auf, so wird sie auch im Lebensbild Johann Smidts in der Bremischen Biografie von J. Bippen nicht erwähnt.



Literatur und Quellen:
1.Schulte, Monika M: Ein erschrecktes Mädchen, eine widerspenstige Braut in Trauer und eine freiheitsliebende junge Frau, Brautwerbung in Bremen um 1800 im Spiegel des Nachlasses von Johann Smidt, in: Bremisches Jahrbuch, Bd. 78/1999,S. 42-1066
2.ebda. S.105
3.Johann Smidt:http://durania.homelinux.net/tikiwiki/tiki-index.php?page=Johann+Smidt, Zugriff 27.6.13
4.Schulte, Monika S.106
5.Schulze-Smidt, Bernhardine : Bürgermeister Johann Smidt, Der alte Smidt und sein altes Bremen ein Erinnerungsbuch von seiner Enkelin: Bremen 1913, Franz Leuwer , S.433, Der Spiegel hat das Buch online gestellt hier nachzulesen (2. 'Aufl. 1914)
6.ebda.S.176
7.ebda S.111
Bildquellen:
1)Focke Museum Bremen
2)Frau Bürermeister Wilhelmine Smidt, nach einem Ölbild gemalt etwa 1816, Maler unbekannt, in: Schulze Smidt, S.114
3)Johann Smidt -Paris 1818, ebda. Eingangsblatt


Autorin: Edith Laudowicz