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Anna Steen


7.6.1928 Hamburg - 11.11.2014 Bremen

Wie wenig Spuren Frauen in der Geschichte einer Stadt hinterlassen, kann am Beispiel der Autorin Anna Steen verfolgt werden. Lebensdaten von ihr waren nicht zu ermitteln. Lediglich eine Anmerkung über die Einstellung einer Lehrerin beim Frauenverein für verschämte Arme 1854 taucht der nName Anna Steen auf.1 Einzig in dem 1893 erschienenen Band über Bremische Dichter und Schriftstellerinnen wird sie kurz genannt, indem darauf verwiesen wird, dass "sie 10 Bände christlicher Erzählungen des In- und Auslandes in freier Nachdichtung"2 veröffentlicht habe. Es waren aber nicht nur 10 Bände sondern insgesamt 75 Bände, die im Laufe ihres weiteren Lebens veröffentlichte. Zunächst wohnte sie in der Carolinenstraße3, dann nennt das Bremer Adressbuch 1900/01 die Lützower Straße als ihren Wohnort, weiterhin hat sie in Bremen keine nachweisbaren Spuren hinterlassen. Ihre Bücher jedoch werden noch heute in den Antiquariaten zu Höchstpreisen angeboten. Es handelt sich um stark christlich geprägte Erzählungen und Romane, überwiegend Übersetzungen in freier Nachdichtung aus dem Englischen.
Die erste nachweisbare Veröffentlichung "Die sieben goldenen Leuchter und die Kirche in den Katakomben. Frei nach dem Englischen", ist 1880 im Selbstverlag erschienen. 1881 folgte "Der Halbmond und das Kreuz". Es kamen fast jährlich Bücher von ihr auf den Markt die frühen Werke erschienen in Bremen im Heinson-Verlag.Immer wieder standen im Mittelpunkt ihrer Übersetzungen Frauengestalten: "Glaucia, die griechische Sklavin", erschien 1889 wiederum in Bremen. In dem Buch "Das goldene Zeitalter" schildert sie das Leben der britischen Sklavinnen Hilda und Imogen, der Töchter des britischen Häuptlings. Ihr Buch "Evangeline. Eine Erzählung aus der nordamerikanischen Sklavenzeit, frei nach dem Englischen aus "Onkel Toms Hütte" erreichte sieben Auflagen - 33.000 Exemplare wurden verkauft. Als 1894 der "Verband Evangelischer Jungfrauenvereine" entstand, der das Ziel verfolgte, verwahrloste, "gefallene" weibliche Jugendliche zu einem Leben nach christlich-sittlichen Maßstäben zurückzuführen, bot dieser ab 1894 über seine Geschäftsstelle Bücher von ihr an. "Ein wichtiges Arbeitsgebiet des Verbandes stellte die Bereitstellung "guter" Lektüre für die Mitglieder der Jungfrauenvereine und für den Vertrieb über den Buchhandel dar. Mit eigenen Veröffentlichungen wollte man ein Gegengewicht zu den Kolportageromanen schaffen, denen ein "schlechter Einfluss" auf die Heranwachsenden zugeschrieben wurde."4
Der Verband hatte aber auch Interesse, Erzählungen von ihr, in der "Mädchenwelt" der "Deutschen Mädchenzeitung" (1868-1941) aufzunehmen. Die Zeitschrift erschien "jeden Monat in einem Heft von mindestens sechszehn Seiten ... geprägt von längeren sittlich-religiösen Erzählungen. Zumeist handelte es sich dabei um fiktive Lebensgeschichten ‚einfacher' Leute, die sich z.T. als Fortsetzungsgeschichten über mehrere Nummern der Zeitschrift verteilten."4 Man schloss mit ihr eine Abmachung, "nach der sie einen Teil der Gewinne dem Verband zur Verfügung stellte. Wichtiges Auswahlkriterium für die Geschichten war neben der Qualität in inhaltlicher und literarischer Hinsicht der finanzielle Aspekt. Die Verfasserinnen mussten ihre Geschichten kostenlos zur Verfügung stellen."5 Das aber konnte sich Anna Steen, die mittlerweile eine bekannte Autorin war, nicht leisten. Deshalb stellte sie dem Verlag nur zwei Erzählungen zur Verfügung: "Wahl der Waise" 1903 und 1905 "Effie Pettersons Lebensgeschichte".
Anhand der noch heute nachweisbaren Werke von ihr ist festzustellen, dass sie noch 1919 veröffentlichte. Über Details ihres Lebens konnte bislang nichts ermittelt werden.
Im Bremer Adressbuch 1920 jedoch wird sie nicht mehr aufgeführt.

Anmerkungen:
1.Hähnel, Franziskus; S.49.
2.Meyer Rentschhausen, Elisabeth:Weibliche Kultur und soziale Arbeit,Köln 1989, S. 52 3.Pataky, Sophie: Lexikon deutscher Frauen der Feder, Bd.2, S.321ff.
4.über den Verlag war nichts zu ermitteln.
5.Brinkmeier, Kap.2,4.
6.ebda.
7.ebda
Publikationen:
Die sieben goldenen Leuchter und die Kirche in den Katakomben. Frei nach dem Englischen. Bevorwortet v. Emil Quandt. M. 18 Holzst.-Illustr. Bremen, Selbstverl., o. J. (ca. 1880)
Das goldene Zeitalter, 1882
Die Adoptivkinder. Frei nach dem Englischen. Bevorwortet v. Gustav Schlosser. M. 17 Holzst.-Illustr.,Bremen, Heinsius, 1884.
Zwei Künstler. Dem Englischen nacherzählt,Basel, Jaeger & Kober, 1895
Leofwine, der Angelsachse,Bremen, Verlag von Heinfuß Nachf., 1896
Ein Zigeunerkind als Diakonissin. Erzählung
Selim, ein indischer Moslemit. dem Englischen nacherzählt von Anna Steen,Gotha: Schloeßmann. 1893
Elsas Weihnachtslektion,Oncken Hamburg o.J.
Daísy. Oder Engelsdienst durch Blumen. Frei nach dem Englischen,Verlagsbuchhandlung von J. Oncken Nachfolger Hamburg: ca.1900.
Auf Wogen und Wellen - die eine große Reise über das Meer des Lebens,Übersetzung aus dem Englischen, Kassel 1903
Das Evangelium ein Sauerteig, zwei Erzählungen nach dem Englischen herausgegeben vom christlichen Verein im nördlichen Deutschland, Leipzig 1900
Evangeline Eine Erzählung aus der nordamerikanischen Sklavenzeit frei nach dem Englischen aus "Onkel Toms Hütte" von Anna Steen. Jugendheim 1903
Paul Klöppel Eisleben E. Schulze Leipzig 1900,
Samoset, der Indianerhäuptling. Eine Erzählung für die Jugend,Kassel, 1910 Verlorene Söhne oder: Ein kleines Kind wird Sie führen - Ein Kinderbuch auch für alte Kinder, Kassel ca.1910
Durch die Perlenthore,Kassel, 1919
Literatur und Quellen:
Brinkmeier, Petra: Weibliche Jugendpflege zwischen Geselligkeit und Sittlichkeit, Zur Geschichte des Verbandes der evangelischen Jungfrauenvereine Deutschlands (1890-1918), Potsdam, https://publishup.uni-potsdam.de/opus4-ubp/files/820/brinkmeier_diss.pdf, Zugriff 19.9.2015
Haehnel, Franziskus, Die Bremischen Dichter und Schriftsteller der Gegenwart, Bremen 1893
Autorin: Edith Laudowicz