Biografien| Aktuelles

 



Anna Engel Maria Thiermann,, geb. Schütte

7.11.1790 Bremen - 1858 Reinhardsbrunn

Engel Maria war das erste Kind des Weinhändlers Gottfried Schütte und seiner Ehefrau Maria Margaretha, geb. Kroog, verw. Duckwitz, drei Jahre später wurde ihre Schwester Henrietta Wubetha geboren. Die Weinhandlung war nicht nur ein Handelshaus, sondern ein Kaffee- und eine Weinschenke, sowie eine Billard und Kegelbahn waren ihr angegliedert.1 "1811 heiratete sie den Kaufmann Johann Hermann Thiermann (15.11.1779) und zog in dessen Elternhaus in die Osterstraße. Johann Hermann Thiermann war wie sein Bruder Christian Heinrich…im Holzhandel tätig. Am 7.12.1811 wurde ihr Sohn Johan Ludwig (Johann) geboren. 1813 ihre Tochter Anna Emeritina, die 1815 starb."2
Am 12.6.1814 starb ihr Mann und sie erbte einen Teil des Holzhandels. Gemeinsam mit ihrem Schwager, dem der andere Teil gehörte, führten sie den Holzhandel fort. Als dessen Ehefrau, geb. Kühne am 7.11.1830 in Bremen starb, "übernahm die 40jährige Engel Maria die Führung seines Haushalts und die Erziehung seiner Kinder (Philipp, Christian, Nicolaus, Sophia, Anna Engel, Emeretina, Elisabeth)."3 Außerdem lebte in dem Haushalt auch ihre unverheiratete Schwester Henrietta. Von 1847 bis 1858 führte sie Tagebuch - nur in den Jahren 1853 und 1854 gab es keine Eintragungen. Über die Ereignisse in Bremen anlässlich der Verfassungsstreitigkeiten schrieb sie sehr anschaulich: Am Abend des 6.3.1848 kam es in der Stadt zu "Aufläufen und Ausschreitungen, die sich besonders gegen die verhasste Torsperre richteten. Am Herdentor wurde das Sperrhaus beschädigt."4 Am nächsten Tag beriet der Senat über die Ereignisse, um einer Petition der Bürger zuvorzukommen. Engel Maria T. hielt sich am darauffolgenden Tag in der Stadt auf und schrieb in ihr Tagebuch, dass Neustädter Bürger vom Rat gefordert hätten, eine Bürgerpolizei einzusetzen, für die sich der Schützenverein und der Verein "Vorwärts" angeboten hätten, um die gesetzliche Ordnung aufrecht zu erhalten. Die vom Senat gefürchtete Petition wurde verfasst, und Unterschriften dafür gesammelt. Um diese zu bekommen, wurde - "da der Andrang zu groß war der Tisch vor die Börsenhalle gestellt."5 "Gegen Mittag erschienen dann zwölf Deputierte mit der von 2064 Bürgern unterschriebenen Petition." Die Verhandlungen zogen sich hin und die Unruhe vor dem Rathaus wurde immer größer. Engel Marie T. schrieb: "Abends war die ganze Stadt erleuchtet und die Menschenmenge wogte ruhig durch die Straßen, die freilich von Patrouillen der Bürgerwehr und der Schützen durchzogen wurde."7 Auch über die Feier anlässlich der neuen Verfassung im Dom machte sie Aufzeichnungen: "Von 8 bis 9 Uhr ward morgens das Fest von allen Thürmen der Stadt eingeläutet, und wie auf dem Rathause von dem Präsidenten des Senats (Meier) und dem Präsidenten der Bürgerschaft die Verfassungsurkunde…unterzeichnet wurde, …ertönte von der Galerie des Rathauses der Choral ‚Nun danket alle Gott' und 101 Kanonenschüsse verkündeten die Vollendung des Actes."8 Sie schrieb noch bis 1858 regelmäßig und ihre Eintragungen zeugen von einer "selbständigen, politisch interessierten und wohlinformierten Geschäftsfrau. Sie pflegte vielfältige freundschaftlich und verwandtschaftliche Beziehungen."9 "Engel Maria T. starb 1885 in Reinhardtsbrunn, wo sie in den letzten Lebensjahren mehrere Kuraufenthalte verbracht hatte."10

Literatur und Quellen: StAB 7,22 Engel Marie Thiermann, geb. Schütte, Tagebücher 1847-1858 Biebusch, Werner: Revolution und Staatsstreich, Bremen 1973 Bremisches Adress-Buch 1796 Drechsel, Wiltrud Ulrike: Der 8.März in den Tagebüchern der Engel Maria Thiermann, in: Zur Sozialisation bürgerlicher Mädchen im 19.Jahrhundert, Bremen, S.75 Ortsfamilienbuch Bremen und Vegesack
Anmerkungen:
1. Bremisches Adress-Buch 1796
2. Drechsel, S.75
3. http://www.online-ofb.de/famreport.php?ofb=vegesack&ID=I101783&nachname=KROOG&lang=no, Zugriff 26.7.2015
4. Biebusch, Werner: Revolution und Staatsstreich, S.23
5. Thiermann. S.76
6. ebda. S.25
7. ebda. S.76
8. ebda. S.78
9. Drechsel S.75
10.ebda
Autorin:Edith Laudowicz ©