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Marie Auguste Adelgunde Koettgen,, geb. Lyra
19.12.1823 Osnabrück - 2.4.1904 Düsseldorf 1909



Maries Vater war der ehemalige Justizkanzlei-Registrator Friedrich Wilhelm Lyra, ein bedeutender Sammler und Interpret plattdeutscher Redewendungen und Volksbräuche, ihre Mutter Christine Gertrud Ausguste war eine geborene Tenge.1 Ihr Bruder Justus Wilhelm Lyra, Komponist und später Pfarrer sympathisierte mit den Sozialdemokraten. 1843 studierte er in Bonn - es ist anzunehmen, dass er dadurch Kontakt zu Gustav Adolf Kötgen und seiner Schwester bekam.

Bildnis der Kinder von G.A.Koettgen
Am 17. August 1845 heiratete Marie Auguste Adelgunde Lyra den Maler Gustav Adolf Köttgen (1805 - 1882), der einer Seidenfärberfamilie in Langenberg entstammte. Zum Zeitpunkt ihrer Eheschließung war er bereits ein bekannter Porträtmaler. Nach der Eheschließung lebten sie kurzzeitig in Elberfeld.

Das Ehepaar hatte fünf Kinder: Gustav Adolf August Wilhelm Julius (8.6.1846 Elberfeld), Laura Adeline Adelgunde Auguste (31. 8.1848 Bremen), Karl Friedrich (14.12. 1850, Hamburg, der nur ein Jahr alt wurde),Anna Auguste (25.5.1853 Hamburg),Anna Mathilde Karoline Maria (19.9.1855 Düsseldorf).

Ihr Ehemann engagierte sich im "Bund der Kommunisten" und organisierte in Elberfeld kommunistische Versammlungen, bei denen auch Friedrich Engels als Redner auftrat. Infolge dieses Auftritts blieben Porträtaufträge aus. Er zog mit seiner Frau nach Bremen, wo er Mitglied der Bremer Sektion des Allgemeinen deutschen Arbeitervereins wurde, die sich 1875 mit dem Sozialdemokratischen Arbeiterverein Bremen zur Sozialistischen Arbeiterpartei zu Bremen vereinigte. Ab 1849 gab er die Zeitung "Vereinigung - Zeitschrift für sämtliche Arbeiter" heraus. Marie Köttgen gründete 1849 den Demokratischen Frauenverein von 1849, ähnlich der Vereine, die auch in vielen anderen Städten gegründet wurden. Sie waren inspiriert von Louise Ottos Frauenzeitung die erstmals 1849 erschien. In ihr hieß es: "'Wohlauf denn, meine Schwestern,' vereinigt Euch mit mir, damit wir nicht zurückbleiben, wo alles um uns und neben uns vorwärts drängt und kämpft. Wir wollen auch unser Teil fordern und verdienen an der großen Welt-Erlösung, welche der ganzen Menschheit, deren eine Hälfte wir sind, endlich werden muss. Wir wollen unser Teil fordern: das Recht, das Rein-Menschliche in uns in freier Entwicklung aller unserer Kräfte auszubilden, und das Recht der Mündigkeit und Selbständigkeit im Staat."3 Die Vereine leisteten als Wohltätigkeitsvereine praktische Hilfe für die Aufständischen und Flüchtlinge der 48er Revolution. Sie waren aber auch Diskussionsforum und Ansprechpartner für nicht organisierte Frauen.

Im selben Jahr trat ihr Mann mit dem Gedicht "Frühlingslied" im Rahmen einer Volksversammlung in Eystrup auf, in der es heißt: "die Glieder gelten alle gleich und Brot und Arbeit liefert reich die rote Republik." Darauf hin wurde er verhaftet, musste eine zweimonatige Strafe verbüßen und wurde danach aus Bremen ausgewiesen. Sie zogen nach Hamburg. Ihr Ehemann wurde anerkanntes Mitglied des Hamburger Künstlervereins. Er schuf in Hamburg viele Porträts, allerdings reichte sein Einkommen nicht aus, um die immer größer werdende Familie zu ernähren.

Am 16. September 1852 eröffnete Adelgunde Köttgen deshalb gemeinsam mit Emilie Bieber - einer der ersten deutschen Berufsfotografinnen ihrer Zeit - ein Daguerreotypie-Atelier und Photographisches Institut in der Großen Bäckerstraße 26, was zunächst nicht sehr erfolgreich war, dann aber immer beliebter wurde. Weil Koettgen und seine Familie wegen "staatsgefährdender Gesinnung" in Hamburg keine dauernde Aufenthaltsgenehmigung erhielten, zogen sie nach Düsseldorf.

Er wurde ein engagiertes Mitglied der Düsseldorfer Künstlervereinigung "Malkasten". Über Marie Auguste Adelgunde gibt es keine weiteren Informationen mehr.5

Quellen und Literatur:

1.https:/hellmanzik.wordpress.com/2013/02/15/knut-markuszewski/ Abruf 22.2.2015
2.http:/deutsch-wort.de/gustav+adolf+koettgen, Abruf 24.2.2015
3.Deutsche Frauenzeitung, April 1849, Meißen
4.Lindemann Ilsetraut: Justus Wilhelm Lyra- Ein Leben zwischen Biedermeier und Kaiserreich, Osnabrück 1987
5.allerdings sind im Nachlass ihres Bruders Kompositionen von ihr angegeben, Nachlass J. W. Lyra: Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Haus Unter den Linden [Musikabteilung]; Nachlass J. W. Lyra, http://kalliope-verbund.info/de/ead?ead.id=DE-611-BF-10113 Abruf 22.2.2015



Der Bürgerfreund, Bremen 1849,StUUB Bürgerfreund ja 3005 1816 - 1866 fc 9431; fc 9432;fa 0734
Cyrus, Hannelore, Bremer Frauen von A - Z, Bremen 1993, S.332
Eduard Koettgen (Hrsg.): Geschichte der Familie Koettgen 1632-1910, Düsseldorf o. J.
wikipedia, Gustav Adolf Koettgen
http://deutsch-wort.de/gustav+adolf+koettgen
Hütt, Wolfgang: Düsseldorfer Malerschule, Leipzig 1954; Staatsarchiv Düsseldorf
Böttcher Ullrich: Anfang und Entwicklung der Arbeiterbewegung in Bremen von der Revolution 1848 bis zur Aufhebung des Sozialistengesetzes 1890, in: Veröffentlichungen aus dem Staatsarchiv der Freien Hansestadt Bremen, Hrsg Prüser, Friedrich, Bremen,

Autorin: Edith Laudowicz