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elisabeth Noltenius
  Noltenius, Elisabeth
24.1.1888 Bremen - 22.2.1964 Bremen
 
 
 

Elisabth Noltenius war das älteste von insgesamt vier Kindern des Rechtsanwalts Eberhard Noltenius und seiner Frau Sophie, geb. Schwab.
".. ich bin schon früh aus dem häuslichen Kreis ausgeschert..."1, sagte Elisabeth Noltenius über sich selbst. Sie war ausgeschert aus dem traditionell vorgegebenen Weg einer Tochter aus bürgerlichem Hause in Bremen zum Ende des 19. Jahrhunderts. Sie machte sich frei von dem vorbestimmten Weg, in dem sie entschied, als unabhängige, eigenständige Malerin zu leben.

Ihr langer künstlerischer Ausbildungsweg begann mit dem Zeichenunterricht an der Kunstgewerbeschule Bremen bei Magnussen von 1908-1910. Sie machte das Zeichenlehrerinnenexamen. Radier-techniken lernte sie bei Hans am Ende. Von 1911-1914 studierte sie auf der Damenakademie in München bei Groeber, Burmester und Hajek. 1913 modellierte sie bei Clara Rilke-Westhoff. Es folgte ein weiterer Studienaufenthalt bei Weisgerber und Wohlgemuth in München von 1917-1919. Sie vervollständigte ihre Studien 1922 bei Jöckel und schließlich 1931/32 bei Lhote in Paris. In Bremen wurde sie als begabte Porträtistin, vor allem von Kindern, und als Landschaftsmalerin bekannt. So bekannt und erfolgreich, daß sie sich und ihre Mutter nach dem Tod ihres Vaters 1919 und der kriegsbedingten Inflation durch Aufträge ernähren konnte. Neben ihrer künstlerischen Tätigkeit gab sie um 1925 regelmäßig Zeichenunterricht auf Honorarbasis im Frauenerwerbs- und Ausbildungsverein und nach 1932 auch private Kunstgeschichtskurse. Sie hatte stets ihr eigenes Atelier.

Elisabeth Noltenius war eine reiselustige Frau. Die südlichen Länder Italien (Kalabrien, Apulien, Sizilien), Spanien und Ungarn zogen sie an. Die dort erlebten Landschaften führte sie in zahlreichen Bildern den BremerInnen vor Augen. Neben Landschaften und Porträts malte sie auch das Leben und die Arbeit der Bauern im Moor in realistischer Weise. Ihre Bilder in Öl - später bevorzugte sie aufgrund einer Allergie die Aquarellmalerei - bewegten sich im Spektrum naturnaher Abbildungen impressionistischen Ausdrucks.

In der öffentlichen Kritik wurde sie schon sehr früh meist positiv als begabte, mit wertvollen Arbeiten erscheinende Künstlerin gelobt.Noltenius war Mitglied in der GEDOK (Gesellschaft deutscher und österreichischer Künstlerinnen), im Berufsverband bildender Künstlerinnen und Künstler und in der Gesellschaft für Städtebau.
Im ersten Weltkrieg war sie zunächst eine glühende Patriotin, jedoch der Verlust ihrer beide Brüder Hans und Walter sowie der Tod ihrer Schwester Gretel, die sich freiwillig als Schwester gemeldet hatte und an Typhus starb und zuletzt die Erschießung ihres Verlobten Friedrich Wilhelm von Seidlitz während der Münchner Räterepublik, ließen sie zur Pazifistin werden. Sie musste von nun an allein für sich und ihre Mutter sorgen, indem sie mit ihrer Kunst Geld verdiente.Zudem gab die Künstlerin Zeichenunterricht – unter anderem im Frauen-Erwerbs- und Ausbildungsverein.In den 1920er und 1930er Jahren unternahm sie Studienreisen nach Italien und Spanien, nach Ungarn und Norwegen, und studierte einige Zeit in Berlin und Paris. Porträtaufträge führten sie durch ganz Deutschland und bis in die Schweiz. Noltenius war Mitglied in der GEDOK, im Berufsverband bildender Künstlerinnen und Künstler und in der Gesellschaft für Städtebau.
In den 20er Jahren hatte sie in Meyenburg ein Atelier unf malte dort Menschen bei der Arbeit, Landschaften, Stillleben und Interieurs.

Ab 1925 beschickte Elisabeth Noltenius zahlreiche Kollektiv-ausstellungen in der Kunsthalle und in der Kunstschau Böttcherstraße, beteiligte sich 1929 an der Ausstellung im Münchener Glaspalast und stellte in den 30er Jahren oftmals im Rahmen der GEDOK im Graphischen Kabinett aus.

Ein besonderes Kapitel im Leben der Malerin war sicherlich die Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft. Ab 1932 erschien sie nicht mehr in den GEDOK-Ausstellungen. Auch die Bilder ihrer jüdischen Freundin Dora Bromberger, die sie trotz Verhöre durch die Gestapo weiterhin besuchte, waren nicht mehr dort zu sehen. Sie versuchte durch ihren mutigen Besuch und Einspruch bei der Gestapo die Deportation ihrer Freundin zu verhindern, vergeblich. 1943 starb die Mutter Sophie Noltenius. Nur ein Jahr später verlor sie einen Großteil ihrer Bilder durch einen Bombenangriff, bei dem ihr Atelier in Bremen zerstört wurde. Nach dem Krieg lebte sie wieder in Meyenburg.

Hier können Sie ihr Tagebuch 1919-1944 lesen:
Ausstellungen 1953 der aus. Anläßlich ihres 60. Geburtstages fand 1948 im Graphischen Kabinett eine Einzelausstellung statt, eine weitere 1958 in der Kunsthalle zu ihrem 70. Geburtstag und posthum zum 100. Geburtstag der Künstlerin in der Galerie Cohrs-Zirus in Worpswede. GEDOK Bremen 1930
Graphisches Kabinett Bremen, September 1948 (zum 60.Geburtstag)
3.Deutschen Kunstausstellung Dresden
Kunsthalle Bremen 1958 (zum 70.Geburtstag)
Galerie Cohrs-Zirus, Worpswede 1978 (posthum zum 90.Geburtstag)
"Sehnsuchtsvoll nach dem vollen ganzen Leben!", Overbeck-Museum Bremen (posthum zum 125.Geburtstag)
Ausstellungsbeteiligungen:
Kunstschau Böttcherstraße 1921
Kunsthalle Bremen 1922, 1924,1925, 1927-35
Große Kunstschau Böttcherstraße 1925 und 1928
Münchner Glaspalast 1929
Kunsthalle Bremen. Ausstellung "Der Akt" 1930
GEDOK Ausstellung in der Kohlhökerstraße 1930
GEDOK Ausstellung im Graphischen Kabinett 1931, 1932, 1933 und 1936
3.Deutsche Kunstausstellung in Dresden 1953
"Hermine Overbeck-Rohte und Bremer Malerinnen um 1900", Stiftung Fritz und Hermine Overbeck, Bremen 1992
"und sie malten doch!" Geschichte der Malerinnen - Worpswede, Fischerhude, Bremen. Kunststiftung Lilienthal 2007



Blumenschale 1917-20



Literatur und Quellen
Katja Pourshirazi / Rainer Noltenius
Elisabeth Noltenius – Sehnsucht nach dem vollen ganzen Leben

Katalog der Ausstellung vom 20.Oktober 2013 bis 12.Januar 2014 im Overbeck-Museum, Bremen-Vegesack
Bremer Nachrichten 24.1.1958, 29.3.1978
Gerkens, Gerhard/Heiderich, Ursula: Katalog der Gemälde des 19. und 20. Jahrhunderts bis 1973, Bremen 1973
Krahé,Frauke: Allein ich will, Lilienthal 1990
Vollmer, H:Lexikon der Bildenden Künste des 20.Jahrhunderts, Leipzig 1953
Weser Kurier 24.1.1958


Autorin: Gisela Hildebrand, ergänzt EL
Die Bremer Kunsthalle besitzt zwei Gemälde von ihr