Biografien| Aktuelles


Ida Caroline Bertha Hermine Ströver-Wedigenstein),

16.9.1872 Gut Wedigenstein - 2.2.1955 Minden

Die Eltern Ida Carolines waren der Landwirt Carl Justus Bernhard Stroever und Luise Christiane, geb. Bödecker. Ihre Mutter hatte vor ihrer Ehe bei Wilhelm von Kaulbach studiert, gab ihe künstlerische Arbeit aber nach der Heirat auf. Die Familie lebte auf dem Gut Wedigenstein, das ihre Mutter mit in die Ehe gebracht hatte. Ida hatte noch zwei Brüder, Felix und Peter, die 1913 in die USA auswanderten. Das Gut wurde danach verkauft.Ida ließ sich nach dem Tod des Vaters ihren Erbanteil auszahlen.
Nach einer Ausbildung zur Haus- und Gutsfrau in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts ließ sie sich in Bremen 1906 nieder, wo sie bis 1930 bei ihrer Tante mit Unterbrechungen durch die Studienzeit in München lebte.Sie war Mitglied des Bremer Malerinnen-Vereins, in dem sie Vorträge über kunstrelevante Themen hielt. Sie betrieb Studien an der Bremer Kunstbibliothek und arbeitete daneben journalistisch für die Bremer Nachrichten. Einen Sommer lang lebte sie in Blankenese, dann studierte sie an der Damenakademie in München bei Carola Bär, Ludwig Schmid-Reutte und Johann Erdmann Hummel.1 Alfred Kubin und Albert Weißgerber waren ihre Ratgeber. Danach unternahm sie längere Reisen durch Holland, Italien und England .
Offenbar interessierte sie sich für die Frauenbewegung, denn 1904 nahm sie an dem 1. Internationalen Frauenkongress in Berlin teil.
1912 erhielt sie den Auftrag zur Gestaltung der Ausstellung Die Frau in Haus und Beruf in Berlin (24. Februar bis 24. März), die von Kaiserin Auguste Viktoria eröffnet wurde.Für das Fresko "der Weg des Weibes erhielt sie einen Ehrenpreis. Sie war die einzige unter den Bremer Malerinnen zu dieser Zeit, die sich auf die Freskenmalerei spezialisierte.
Eine bezeichnende Aussage aus männlicher Sicht erfolgte prompt: "Namentlich das Figürliche in ihren Fresken wußte sie mit hohem Geist und Leben zu erfüllen, dies lag dem etwas männlichen Duktus ihrer Hand ganz besonders."2.
"Sie war eine der wenigen Frauen, die größere Auftragsarbeiten erhielt. Bekannt sind ihr "Kriegsgebet", der noch vorhandene 1913/14 gestaltete Fresko "Wittekindsage" im Wittekindhaus in Enger/Westfalen, der "Born der Wissenschaft" im Provinzschulgebäude in Münster und ein Freskenzyklus in der Heliandkirche bei Bad Oeynhausen.4 Für die Gestaltung des 14 Meter langen, mit überlebensgroßen Figuren gestalteten Freskenzyklus "Der Weg des Weibes" erhielt sie einen Ehrenpreis.

"Frauenbildnisse und -themen tauchen in ihrem Werk immer wieder auf, wie z.B. die Lithographien "Amazonen" (1922) und das Gemälde "Amazonenschlacht" (ca. 1923)."1
1916 entwarf sie ein Plakat, das für die Sammlung von Soldatenheimen an der Front warb. Zu Ehren der im Ersten Weltkrieg Gefallenen das malte sie das Wandgemälde "Ver Sacrum" für die Aula des Alten Gymnasiums in Bremen (nicht mehr erhalten). Zahlreiche Mappen mit Lithographien über historische und religiöse Themen wie "Die Entfesselten" (1915/16), eine Serie mit Federzeichnungen "Bremer Sturmtage" (1919), die das Revolutionsgeschehen 1918/19 festhalten, Plakate und Postkarten zu den Bremer Wahlen 1919 und die "Apokalyptische Vision" (1946) zeugen von ihrer Auseinandersetzung mit dem Zeitgeschehen.
Aus der Serie von Federzeichnungen "Bremer Sturmtage"



1930 zog sie nach Berlin und wurde Mitglied im Verein der Künstlerinnen und Kunstfreundinnen zu Berlin.
Offenbar war sie dem Nationalsozialismus nicht abgeneigt, denn sie schuf einen Zyklus von 17 stark idealisierenden Kreidezeichnungen zum biografischen Werdegang Adolf Hitlers, der "sehr nah dran am Nationalsozialismus"4 war. Auch ihre Fresken in der Heliandskirche auf dem Wittekindshof in Volmerdingsen wurden in der NS-Zeit zum bejubelten "größten Frauenkunstwerk aller Zeiten"4.

Der Bielefelder Geschichtsprofessor Heinrich Rüthen beschäftigte sich ausführlich mit ihren Bildmotiven und schriftlichen Äußerungen und kam zu der Einschätzung , dass "völkische und christliche Motive ... bei Ida Ströver kaum voneinander zu trennen sind, die die Anbiederung der Künstlerin an die Machthaber belegen."5 Schon in ihrem Kriegsgedicht 1916 und dem Zyklus "Bremer Sturmtage" wurde ihre patriotisch, konservative Haltung deutlich. In dem letztgenannten Zyklus werden die revoltierenden Arbeiter von ihr zu einem Mob. Für die Wahl zur Ersten Bremischen Nationalversammlung schuf sie Plakate und Bildpostkarten. 1942 wurde ihr Atelier samt der Werke zerstört. Sie ging nach Murnau und lebte dort 11 Jahre, ließ sich dann 1952 in Minden nieder. Das Stadttheater Minden zeigte eine große Ausstellung ihrer Werke. Bis zu ihrem Tod 1954 lebte sie in einem Diakonissenhaus.

(Mindener Stadtmuseum)
Sie trat nicht nur als Malerin hervor, sondern auch als Schriftstellerin. Sie veröffentlichte eine autobiographische Schilderung ihrer eigenen Kindheit unter dem Titel "Die goldene Pforte" und eine Gedichtsammlung "Tau", die mit eigenen Illustrationen versehen ist.
Bekannt ist außerdem ein von ihr verfasster Artikel über "Die Frau auf dem Gerüst. Selbsterlebtes einer deutschen Künstlerin" und zahlreiche Rezensionen über Gemäldeausstellungen in den Bremer Nachrichten. Anlässlich ihres Todes hieß es überschwänglich im Mindener Tageblatt: "Im 83. Lebensjahre ist die Malerin und Schriftstellerin Ida C. Ströver, eine der größten deutschen Künstlerinnen mit Pinsel und Palette, gewiß aber die größte Mindenerin, in die Ewigkeit eingegangen"6 Acht Seiten widmeten ihr die Mindener Heimatblätter zehn Jahre später.7
1942 wurde ihr Atelier samt der Werke zerstört. Sie ging nach Murnau und lebte dort 11 Jahre,ließ sich 1952 in Minden nieder.Bis zu ihrem Tod 1955 lebte sie in einem Diakonissenhaus- Das Stadttheater Minden zeigte eine große Ausstellung ihrer Werke. Bis zu ihrem Tod 1955 lebte sie in einem Diakonissenhaus.
Sie trat nicht nur als Malerin hervor, sondern auch als Schriftstellerin. Sie veröffentlichte eine autobiographische Schilderung ihrer eigenen Kindheit unter dem Titel "Die goldene Pforte" und eine Gedichtsammlung "Tau", die mit eigenen Illustrationen versehen ist. Bekannt ist außerdem ein von ihr verfasster Artikel über "Die Frau auf dem Gerüst. Selbsterlebtes einer deutschen Künstlerin" und zahlreiche Rezensionen über Gemäldeausstellungen in den Bremer Nachrichten. Anlässlich ihres Todes hieß es überschwänglich im Mindener Tageblatt: "Im 83. Lebensjahre ist die Malerin und Schriftstellerin Ida C. Ströver, eine der größten deutschen Künstlerinnen mit Pinsel und Palette, gewiß aber die größte Mindenerin, in die Ewigkeit eingegangen" Acht Seiten widmeten ihr die Mindener Heimatblätter zehn Jahre später. In Bremen besitzt die Kommunalen Galerie ein Ölgemälde, die Kunsthalle eine Aktstudie und das Focke-Museum drei Plakate von ihr: "Helft aufbauen" - "Frauen wählt!" und "Empor zum Licht", alle 1918- 1919 entstanden. "Wollen wir unsere Landsleute dieser Schmach aussetzen?", Bremer Plakat gegen den Auslieferungsartikel (Art. 228) des Friedensvertrags von Versailles, 1919 3 Bildpostkarten:"Weg mit alten Vorurteilen", "Wir wollen heiraten" und "Wir wollen unser Glück": Aufruf zur Wahl für Wilhelm Böhmert, Spitzenkandidat der DDP auf der Liste Bremen-Stade bei der Wahl zur Deutschen Nationalversammlung 1919

Publikationen
Tau,1914;
Der Heliand, Darstellung aus dem Leben Christo im Lichte altgermanischer Anschauung, Berlin 1916
Bremer Sturm-Tage, November 1918 - Februar 1919,Bremen 1919
Die goldene Pforte: eine deutsche Kindheit, 1919
Meine Gedanken zu unserer Neugestaltung, in: Bremer Kirchenblatt, 13.4.1919
Bekenner. Fahrten und Fährnisse, Ekstasen und Visionen der Apostel und Evangelisten. Text ausgewählt nach der Heiligen Schrift. Mit zahlreichen ganzseitigen Holzschnitt-Illustrationen der Künstlerin sowie einer Textbeilage als Einführung für Jugendkreis,Berlin 1927
Die Frau auf dem Gerüst, Selbstdarstellung einer deutschen Künstlerin; Westermanns Monatshefte, Braunschweig, 77, 1933, Bd. 154 Ströver-Wedigenstein/Merkel, Emma/Lockemann,Theodor: De ole Edda,neederdutsch vertellt, Berlin 1941
Die heilige Nacht bei Rembrandt, Bremer Kirchenblatt 27.12.1925
Ausstellungen:
Nordwestdeutsche Kunstausstellung Oldenburg 1905
Müchen Glaspalast und Seezession
Berlin 1912 im Rahmen der Ausstellung Die Frau in Haus und Gesellschaft
Hamburg und Bremen 1925 -in Rahmen der Werkbundausstellungen in der Kunsthalle
Minden 1952


Werke( Auswahl):
Das Focke-Museum besitzt mehrere Plakate von Ida C.Ströver:
3 Plakate: "Helft aufbauen" - Frauen wählt!, Frauen "wählt" und "Empor zum Licht", alle 1918- 1919
"Wollen wir unsere Landsleute dieser Schmach aussetzen?", Bremer Plakat gegen den Auslieferungsartikel (Art. 228) des Friedensvertrags von Versailles, 1919
3 Bildpostkarten:"Weg mit alten Vorurteilen", "Wir wollen heiraten" und "Wir wollen unser Glück": Aufruf zur Wahl für Wilhelm Böhmert, Spitzenkandidat der DDP auf der Liste Bremen-Stade bei der Wahl zur Deutschen Nationalversammlung 1919,
  • Die Badenden, 1905
  • Landschaft, Sturm, Abend am See (Radierungen) 1905
  • Weg des Weibes, Fresko, 1912
  • Wittekindbilder in Enger (Westfalen), 1913
  • Heliandkirche in Bad Oeynhausen, Fresken, 1913
  • Die Entfesselten, Lithographien, 1915/16
  • Befreiung der Gefangenen, 1919
  • Der Ruf der Arbeit, 1919
  • Heimkehr, 1919
  • Amazonenschlacht,Öl auf leinwand 1922
  • Ver Sacrum, Gemälde, 1923, im Alten Gymnasium, Bremen
  • Die Wiedertäufer in Münzer, 1930
  • Born der Wissenschaft, Gemälde, 1933, Münster
  • Apokalyptische Vision, Öl auf leinwand1946

Anmerkungen:
1.Hildebrand, Gisela S.162
1.Gallwitz, S. 154
2.Roselius S. 508.
3.von Lingen, Joachim: Den Nationalsozialisten angebiedert Mindener Tageblatt,Mindener Tageblatt 3.3.2011
4.Hildebrand, S.162
5.Mindener Tageblatt, 3.3.2011
6.ebda.
7.Mindener Tageblatt 2.1955
8.Mindener Tageblatt 20.2.1965
Literatur und Quellen:
Cyrus, Hannelore: Eine Künstlerin mit etwas männlichem Duktus in: Zwischen Tradition und Moderne. Bremen 2005, S. 48-56
Gallwitz, Sophie Dorothea: Die Malerin Ida C.Ströver, in: Niedersachsen, Heft 31/1926,S.742 ff.
Hildebrand, Gisela, Bremer Frauen von A - Z, Bremen 1991
Literaturkommission für Westfalen: Lexikon Westfälischer Autorinnen und Autoren
Mindener Tageblatt, 3.3.2011
Korn, Barbara: Gott: Heimat und Phantasie - Leben und Werk der westfälischen Malerin, Grafikerin und Schriftstellerin Ida Caroline Ströver-Wedigenstein. Mitteilungen des Mindener Geschichts- und Museumsvereins, Jahrgang 37 (1965), S. 1 - 76 einschließlich Verzeichnis der Werke sowie Fotos der Künstlerin und einiger Werke. Krahé,Frauke: Allein ich will, Lilienthal 1990 S. 154-159
Niedersachsen Heft 21/1915
Roselius, Kurt: Ida Caroline Bertha Hermine Stroever,in: Bremische Biographien 1912 bis 1962, Bremen 1969
Rüthing, Heinrich : Der Wittekindsberg bei Minden als "heilige Stätte - 1000 bis 2000", Bielefeld 2008, S. 93 - 117,
Schwarzwälder, Herbert: Das Große Bremen-Lexikon, Bremen 2003
Thieme/Becker: Allgemeines Lexikon der Bildenden Kunst, Leipzig 1938 S.201
Weser-Kurier
http://digital.lb-oldenburg.de/ihd/content/pageview/333960

Porträt Ida C.Ströver:Gemälde von Lotte Schröder-Krüger, 1951 im Besitz des Mindener Stadtmuseums
Autorin:Gisela Hildebrand mit Ergänzungen von Edith Laudowicz